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Nichts ist für die Ewigkeit

Wo fängt man denn am besten an, wenn man nicht weiss wo? Ich probiers einfach mal. Seit dem letzten Post sind mal wieder einige Wochen vergangen. Es waren oder sind intensive Wochen. Es sind Zeiten der Veränderung. Die Leichtigkeit, die uns auf den über 30’000km seit wir unterwegs sind mehrheitlich begleitet hat, ist derzeit etwas abhanden gekommen. Veränderungen begleiten unser ganzes Leben. Bei manchen Menschen mehr, bei manchen weniger. Ich habe keine Vergleichswerte zu anderen, würde aber schon sagen, das Veränderungen in meinem Leben die bekannte Konstante war. Ja selbst in der Arbeitswelt. Rund 20 Jahre habe ich mit Veränderungen beschäftigt. Sei es an IT-Systemen, Prozessen, Organisationen oftmals auch alles zur gleichen Zeit. Es gehörte zu meinen Kernaufgaben, Veränderungen so zu begleiten und zu steuern, dass sie möglichst reibungslos ablaufen. Ich empfand dies immer als Herausforderung und fand Veränderungen grundsätzlich was gutes. Stillstand fand ich schon immer doof. Veränderungen, wie ich sie im Büro begleitet habe, liefen oft nach gleichen Mustern ab, es treten immer die gleichen Phasen auf. Der Faktor Mensch macht dann den Unterschied. Hilft mir all diese Erfahrung und Know-how bei den Veränderungen, die wir in den letzten Wochen erlebt haben? Eher weniger. Die Gewissheit, dass sich alles genau so entwickelt wie es muss, hilft aber. Wenn auch nicht immer. Aber probieren wir die Dinge doch mal ein wenig zu ordnen.

Gegen Ende unserer Zeit im Baltikum stellte sich allmählich ein wenig eine Reisemüdigkeit ein. Wie kann das sein mag man sich da fragen. Wir standen ja rund 70% aller Nächte auf unserer Northern Tour in der Natur, haben offizielle Plätze nur zum Wäsche waschen aufgesucht und haben sonst die wunderbare Natur genossen, die wir auf unserer Tour erleben durften. In der Natur stehen, heisst auch diese zu respektieren. Das heisst keine Stühle raus, kein Tisch raus, maximal 2-3 Nächte an einem Ort. Mit der Zeit hegten wir dann den Wunsch auch mal länger zu stehen und uns ausbreiten. Länger an einem Ort stehen heisst weniger oft neue Plätze suchen etc. Da in Polen frei stehen in der Natur offiziell verboten ist im Gegensatz zum Baltikum oder Skandinavien war für uns klar, dass wir das dann in Polen machen. Offizielle Stellplätze oder auch Camping und ein wenig rumchillen. Doch irgendwie sind wir nie richtig in Polen angekommen. Die Plätze, auf denen wir standen waren allesamt voll ok, die Betreiber auch. Doch sonst war für uns Polen ein Graus. Die Menschen empfanden wir als sehr distanziert und teilweise schroff und unfreundlich. Auf den Strassen tausende – ja wirklich tausende – LKW, keine Autobahnen, die Polen fahren wie die Hohlen. Ich kanns echt nicht anders sagen, da wird derart gefährlich überholt, dass ich selber schon fast aggressiv hinter dem Steuer wurde. Wir haben uns einfach nicht wohl gefühlt. Dann hatte Brownie mal wieder Durchfall und wir hatten die eine oder andere Nacht wo wir mehrmals raus mussten mit ihm. Schlecht schlafen ist immer scheiss, ob man morgens aufstehen muss oder nicht, spielt dabei überhaupt keine Rolle.

Ja und dann kam am 24.08. die überraschende Nachricht, dass mein Vater plötzlich verstorben ist. Er lebte mit seiner Frau im hinteren Altai in Russland und sie hatte zuerst meine Nummer nicht und die Nachricht kam zuerst per Mail. Ich habe dann gleich mit ihr telefonieren können um einige Details zu erfahren. Er hatte einen schönen kurzen schmerzlosen Tod und ist sogar noch aufs Bett gefallen – schöner könnte man es sich ja nicht vorstellen. Dennoch ist er mit knapp 73 Jahren zu jung gestorben. Er war meiner Meinung nach auch noch nicht wirklich bereit – aber wer ist das schon, wenn man mitten aus dem Leben gerissen wird? Der Kontakt zu ihm hatte sich in den letzten Jahren wieder verbessert, vor allem seit wir mit dem Wohnmobil unterwegs waren, hat er sehr interessiert verfolgt wo wir sind und was wir so tun. Er fand es super was wir machen und hat sich für uns gefreut. Er hat gemerkt, dass wir glücklich sind, bei dem was wir tun. Ich bin nun in engem Kontakt mit seiner Frau und helfe ihr bei all den administrativen Angelegenheiten. Die Sanktionen vom Westen gegen Russland sind da nicht gerade hilfreich, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Mittlerweile habe ich Zugriff auf alles Wichtige. Ich bin froh und dankbar, dass ich seiner Frau da helfen kann. Das hilft auch bei der Trauer, mir jedenfalls.

Ja und nur wenige Tage nach der Nachricht von meinem Dad hat Lotta plötzlich aufgehört zu fressen. Da sie am Tag vorher noch ne Maus gefangen und gefressen hat, haben wir uns zuerst nichts dabei gedacht. Vielleicht ne Magenverstimmung, konnte ja sein, dass die Maus nicht mehr die frischeste war…aber auch am Tag darauf wollte sie nix fressen. Sie hatte in den Wochen zuvor schon weniger gefressen als sonst, das haben wir aber auf die warmen Temperaturen zurück geführt. Sie hatte also schon ein wenig abgenommen. Man merkte ihr dann aber auch, dass wohl etwas nicht in Ordnung war. Da waren wir noch in Polen, rund 400km von der deutschen Grenze entfernt. In Polen wollten wir nicht zum Tierarzt, also entschlossen wir uns in 2 grossen Schritten Richtung Deutschland zu düsen und dort zum Tierarzt. Glücklicherweise haben wir dann auch eine Tierärztin gefunden, die uns noch am gleichen Tag genommen hat um Lotta zu untersuchen. Ja und dann hatten wir nach wenigen Minuten schon die Erkenntnis, dass es nicht gut um unsere 15-jährige Dame stand. Blut konnte schon keins mehr genommen werden. An den Schleimhäuten war sie überall schon ziemlich gelb. Ein klares Zeichen dafür, dass Leber und/oder Niere bereits nicht mehr richtig funktionierten. Dazu Untertemperatur und sehr hoher Puls. Klar hatten wir beide dieses Horrorszenario im Hinterkopf, aber unsere Lotta, unser Highlander, nein so schnell geht das nicht. Im ersten Moment dachten wir dann, dass wir sie dort lassen müssen. Die Tierärztin versicherte uns aber das sie weder Schmerzen hat und auch nicht leidet und wir sie in aller Ruhe zu uns nehmen können und sie auf ihrem letzten Abschnitt hier begleiten. Die Gewissheit, dass wir uns in aller Ruhe von ihr verabschieden können, hat alle andere Themen und den Stress der letzten Tage komplett weggeblasen. Wir gingen alle davon aus, dass Lotta maximal noch 24-48h bei uns sein wird, bevor sie dann einschläft. Pustekuchen. Hatte ich nicht noch im letzten Blog rumgemeckert, dass Madame uns das einen oder andere Mal hat warten lassen. Sie entscheidet, wann sie soweit ist. Und so hatten wir noch sehr schöne, intensive wenn auch traurige 10 Tage mit ihr. Sie hat zwar noch getrunken aber fressen war nix mehr. So wurde sie jeden Tag etwas schwächer. Aber sie konnte noch den schönen Spätsommer geniessen, wir waren den ganzen Tag mit ihr draussen, sie lag mehrheitlich einfach friedlich neben uns, zwischendurch hat sie noch getrunken und sie ging bis ganz am Schluss sogar noch auf Katzenklo. Sie strahlte bis 24h vor Schluss eine unglaubliche Ruhe aus, wirkte zufrieden und wir genossen die letzten gemeinsamen Tage. Da es so warm war und wir mehrheitlich in der Nähe von Wasser standen, gingen wir auch mit Brownie nicht auf grosse Touren. Er konnte sich immer im Wasser abkühlen und austoben und so haben wir Lotta selten und wenn nur kurz alleine gelassen. Die letzten 24 Stunden waren dann nicht mehr wirklich schön, sie konnte nicht mehr laufen – sie hat sich rund 10h vor ihrem Tod noch ein letztes Mal aufgerafft um aufs Katzenklo zu gehen, ist dort dann aber umgefallen. Linda hat sie dann wieder zu uns geholt. Das war letzten Samstag. Am Sonntag früh um 0530 erwachte ich mit Bauchschmerzen, mein Reizdarm mal wieder. Da lebte sie noch. Ich streichelte sie noch ein wenig, Linda auch. 15 Minuten später, nachdem sich auch mein Darm wieder beruhigt hatte, ist sie eingeschlafen. Völlig entspannt und friedlich. Wir sind dann noch vor 7 mit ihr in den Wald und haben sie dort der Natur übergeben, dort wo sie am Liebsten war.

Wir sind unendlich dankbar, konnten wir sie so bis zum Schluss begleiten. Das hatten wir uns immer gewünscht. So traurig wie es ist und so traurig wie wir auch immer noch sind und wir unsere kleine Diva unendlich vermissen, haben wir unseren Frieden mit der Situation geschlossen. Als wir gestern dann das erste Mal weiter gefahren sind ohne sie war schon sehr komisch. Sie fehlt uns wirklich sehr und es wird wohl ne Weile dauern, bis sich sowas wie eine neue Normalität einstellt. Wir möchten uns auf diesem Weg bei allen bedanken, die uns mit ihren tröstenden Worten Mut gemacht haben und uns zu Seite gestanden sind. Lotta war eine sehr spezielle Katze, sie hatte ein wunderbares Katzenleben und hat vor allem die letzten 1,5 Jahre noch mal so richtig genossen und hat die Natur Europas genossen, wie es wohl nicht viele Katzen vor ihr getan haben. Wir haben mal versucht eine kleine Auswahl an Bildern aus den letzten 15 Jahren zusammenzustellen. Here we go:

Ja und so ist jedes Ende auch der Anfang von etwas Neuem. Ein Leben ohne unsere Lotta. Lassen wir uns überraschen, was da so alles kommen wird. Im Moment lassen wir alles noch ein wenig ruhiger angehen, als wir das sowieso schon tun. Wir erkunden noch ein wenig den Süden Deutschlands bevor wir dann im Oktober wieder im Tierpark anheuern und unsere Reisekasse ein wenig auffüllen. Somit ist auch unsere Northern Tour offiziell beendet, es war eine wunderbare Reise durch den Norden und Nordosten Europas, auch wenn das Wetter sicher grösstenteils eher bescheiden war. Aber der hysterisch angekündigte Jahrhundertsommer blieb ja vielerorts aus…wir haben auf der Tour aber weitere wichtige Erkenntnisse gewonnen und haben diverse Ideen, was wir an unsere Doro als nächstes machen wollen. Unsere Solarinstallation inkl. 3. Batterie hat sich mehr als nur bewährt und wir sind sehr froh, haben wir das gemacht. Nächste Projekte sind dann der Wechsel auf Kompressorkühlschrank um weniger Abhängig vom Gas zu sein. In die Fahrsicherheit wollen wir auch ein wenig investieren, Stichwort Luftfederung und mehr Bodenfreiheit und sonst noch 2-3 Kleinigkeiten. Wann es dann wieder auf Tour geht und wohin genau steht derzeit noch nicht fest – Ideen sind vorhanden, aber wie man es von uns kennt, kommunizieren wir sobald es Konkretes zu vermelden gibt. Auf unseren Social Media Kanälen wird es in nächstes Zeit auch ruhiger, auf Videos haben wir derzeit keine grosse Lust. Es war eine coole Erfahrung aber auch sehr Zeitintensiv, da legen wir wohl ne längere Pause ein. Mit Ausnahme von Drohenvideos. Ich habe noch ne ganze Menge cooler Aufnahmen, die ich noch nicht verarbeitet habe. Das tue ich dann im Herbst auf meinem anderen Kanal auf Youtube. Würde mich freuen, wenn ich dort den einen oder anderen begrüssen dürfte. Schaut doch mal auf Freesoul Visuals rein. Denke irgendwann Ende Oktober werden da die ersten Videos erscheinen. Auch mit dem Blog mache ich nun ne längere Pause, also ich habe ja in den letzten Monaten eh nicht soooo viel geschrieben. Ich habe ein paar Ideen um die Website noch ein wenig zu erweitern und anzupassen, da informiere ich dann sicher mit einem Newsletter und bis dahin gibts dann auch wieder News wie es mit uns so weiter geht. Einzig auf Instagram/Facebook wird es wohl immer wieder mal ein Bild oder so geben…we will see.

Bevor ich zum Ende komme hier mal noch ein Bild, dass ich vor rund einer Woche gemacht habe. Ich habe ja in letzter Zeit für meine Verhältnisse wenig bis überhaupt nicht fotografiert. Ich habe es aber nun doch auch mal geschafft ein schönes Bild von der Milchstrasse und unserer Doro zu machen. Guggst du hier:

So und ganz zum Schluss noch ein paar ganz wenige Bilder – habe ich schon erwähnt, dass ich meine Drohne wieder habe?

Das solls nun aber doch gewesen sein. Vielen Dank an alle, die uns immer virtuell begleiten und so mit uns die Welt erkunden.

Häbet nech sorg.

Tschou zäme.

Wir von hier

Comments

  • Karin Hirschi
    15 September 2023

    Lieber Sascha
    Zum Hinschied deines geliebten Vaters entbiete ich dir mein aufrichtiges Beileid und wünsche dir für die kommende Zeit viel Kraft und Zuversicht.
    Liebe Grüße Karin 👋

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